Liquiditätsmanagement beginnt bei der strategischen Planung
Wer heute die Unternehmensliquidität zuverlässig steuern möchte, muss schon deutlich vor erkennbaren Einschränkungen der eigenen Zahlungsfähigkeit ansetzen: Die Liquidität von heute ist das Ergebnis strategischer Entscheidungen, die oft Jahre zurückliegen. Diese können Investitionen, Vereinbarungen von Zahlungszielen, Personalplanung oder Einkaufsverträge betreffen. Deshalb gilt: Wer Scherben vermeiden will, muss frühzeitig die richtigen Weichen stellen. Damit ist das Liquiditätscontrolling ist nicht nur operatives Tagesgeschäft, sondern eine strategische Querschnittsaufgabe.
Der Liqui-Controller: Oft zu spät am Tisch
In der Praxis wird der Liquiditätsverantwortliche oft zu spät eingebunden. Gerade in der Frühphase von Projekten, Vertragsverhandlungen oder Investitionsentscheidungen ein liqui-orientierter Blick von großer Bedeutung. Was heute beschlossen wird, beeinflusst unmittelbar die Zahlungsströme von morgen. Der Liqui-Controller muss daher nicht nur analysieren und berichten, sondern aktiv mitdenken, kritisch hinterfragen und vorausschauend bewerten.
Kleine Exkurs: Forschung, Innovation – und die Folgen für Ihre Liquidität
Ein oft unterschätzter Faktor für die langfristige Liquiditätslage eines Unternehmens ist der Umgang mit Innovationen und den Investitionen in die Zukunft. Die Höhe der FuE-Aufwendungen – also die gezielten Investitionen in Forschung und Entwicklung – beeinflusst erheblich künftige Produkte, Marktpositionen und Wettbewerbsvorteile. FuE-Aufwendungen wirken sich damit direkt auf den zukünftigen Cash-Flow aus.
Ein Blick auf Branchenunterschiede zeigt dies deutlich: Unternehmen der Pharma- oder Medizintechnikbranche investieren regelmäßig hohe Anteile ihres Umsatzes in die Entwicklung neuer Produkte, die erst Jahre später zu Umsatz und Cash-Flow führen.
Demgegenüber stehen etwa Geschäftsmodelle klassischer Geschäftsbanken. Wenn dort nicht konsequent an Innovationen gearbeitet wird, führt eine zu geringe Investitionsbereitschaft langfristig zu schrumpfenden Cash-Flow-Raten (Stichwort: PayPal).
Diese Zusammenhänge müssen im Rahmen des Liquiditätscontrollings sichtbar gemacht und aktiv begleitet werden – mit Szenarien, ständiger Überprüfung der Cash-Flow-Raten aller Produkte, und einer überzeugenden Darstellung der Wirkungsketten.
Nur mit neuen Ideen für neue Produkte kommen Unternehmen zu neuen Kunden, und damit zu neuem Geld: Erst gehen einem die Ideen aus, dann das Geld!
Datenvielfalt ist nicht gleich Datenqualität
Eine besondere Herausforderung liegt in der Nutzung der vorhandenen Daten. Zwar verfügen die meisten Unternehmen über umfangreiche Informationen – aus der Buchhaltung, der Kostenrechnung, den Produktions- oder Vertriebsplanungen. Doch nicht alle Daten sind für das Liquiditätscontrolling gleichermaßen geeignet: Die Buchhaltung liefert vergangenheitsbezogene Zahlen, die zwar wichtig sind, aber wenig Aussagekraft für die Zukunft haben. Die Kostenrechnung ist zwar zukunftsgerichtet, bildet jedoch nicht zwangsläufig liquiditätswirksame Vorgänge angemessen ab. Absatz- und Produktionspläne sind oft sehr operativ und damit oft zu kurzfristig für eine strategische Liqui-Planung.
Daten müssen daher gezielt bewertet, auf ihre Liquiditätsrelevanz hin geprüft und in geeigneter Form aufbereitet werden. Erst dann entsteht ein verlässliches Bild – und eine belastbare Planungsgrundlage.
ERP-Systeme und BI-Tools: Technologische Voraussetzung für fundierte Planung
An dieser Stelle wird deutlich: Nur mit einem umfassendes und gut gepflegten ERP-System ist die Aufgabe des Liquiditätscontrollings lösbar. Erst wenn alle relevanten Daten vollständig, konsistent und zeitnah verfügbar sind, lassen sich entsprechende Fragestellungen zutreffend beantworten. Excel-Tabellen oder manuelle Exporte geraten schnell an ihre Grenzen – spätestens dann, wenn es um flexible Szenarien und Echtzeitdaten geht.
Ergänzend zum ERP-System gewinnen moderne BI-Tools an Bedeutung. BI-Tools ermöglichen eine tiefgreifende Analyse, dynamische Szenarioentwicklung und automatisierte Auswertungen. Richtig eingesetzt, erhöhen sie nicht nur die Geschwindigkeit, sondern auch die Qualität der Entscheidungen – ein klarer Wettbewerbsvorteil, insbesondere in volatilen Zeiten.
Anforderungen an den modernen Liqui-Controller
Die Rolle des Liquiditätsverantwortlichen wandelt sich: Vom Zahlenlieferanten zum strategischen Impulsgeber. Dazu braucht es mehr als ein gutes Zahlenverständnis. Gefragt sind unternehmerisches Denken, bereichsübergreifendes Verständnis, technologische Kompetenz und die Fähigkeit, komplexe Entwicklungen in verständliche Aussagen zu übersetzen. Kommunikationsstärke und die Fähigkeit, auch unbequeme Fragen zu stellen, sind dabei ebenso wichtig wie der souveräne Umgang mit ERP- und BI-Systemen.
Fazit: Es braucht mehr als Tabellen
Ein modernes Liquiditätsmanagement muss frühzeitig ansetzen, bereichsübergreifend denken und datenmäßig umfassend und nachvollziehbar aufgestellt sein. Wer die Liquidität seines Unternehmens sichern will, braucht mehr als Tabellen – es braucht Einsicht und Einfluss auf die strategische Ausrichtung des gesamten Unternehmens: At the end of the day we need cash!
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